Brief an Unbekannt
Erschöpft erreichte ich den letzten Wachposten bevor ich Herrn Arcturus Varus von Lauenbach, Komtur von Rebhain, treffen konnte, um ihm mein Anliegen vorzutragen. Begeistert blickte ich in Richtung der prächtigen Feuerhalle. In mir kam sofort das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit auf.
Als ich dann endlich bei Arcturus vorsprechen durfte, wurde ich etwas nervös und kam leicht ins Schwitzen. Ich erklärte ihm mein Anliegen und schilderte ihm die Probleme, welche mich quälten. Es ging um meine Überstellung in das Regiment der Feuerlanze.
Er hatte sich bei mir dafür entschuldigt, dass sein Hauptmann zu dem Zeitpunkt beschäftigt war und die Rekrutierung doch morgen stattfinden solle.
Anschließend weißte er mich Karl Heinz zu er solle sich um einen Schlafplatz für mich kümmern und mich unterweisen, das tat er auch. Worauf ich all mein Hab und Gut holte und es im Dachgeschoss der kleinen, aber feinen Taverne unterbringen konnte. Dabei fiel mir auf ich habe den Brief meiner alten Weibelin nicht bei mir. Schnell wurde ich hektisch und begann meine Gewänder zu durchwühlen, als mir plötzlich einfiel, dass ich ihn sicher am Wegrand liegen lassen habe, als ich mir meine Kleidung zurechtgerückt habe.
Schnell ging ich den letzten Teil meines Weges ab um ihn dann tatsächlich am Boden liegend zu finden. Ganz beschämt versuchte ich mich damit durchs Lager zu schleichen. Das blieb jedoch ohne Erfolg und ich sorgte damit für den ein oder anderen spöttischen Spruch. Aber da musste ich durch, immerhin war das meine einzige Chance auf ein neues Leben.
Ich legte Arcturus den Brief auf seinen Tisch, gedeckt mit feinsten Tüchern und edelstem Geschirr. Der Brief, den ich ihm überreichte, war nicht so elegant, eingewickelt mit Lauchblättern und versiegelt mit einem benutzen Zahnstocher der Weibelin. Herr Arcturus begann dann zu lesen, ich fühlte mich etwas gedemütigt aber nahm es hin, ebenso wie die offizielle Dienstbefreiung, welche durch zwei Schläge auf meine Backen mit dem Lauch erfolgt ist.
An diesem Abend durfte ich viele neue Gesichter kennen lernen, und manch alte noch um einiges besser.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich sehr ausgeschlafen und wohl besonnen, ich hatte in meinem Leben noch nie so ein gutes Bett genossen und fühlte mich in meiner Umgebung so wohl, wie ich es hier tue.
Etwas verspätet kam ich dann zum Morgenappell der Feuerlanze, was leider zu meiner ersten Standpauke führte. Konsequenzen gab es zum Glück keine – das dachte ich mir zu diesem Zeitpunkt zumindest.
Als ich mich dann aufmachte den Hauptmann zu suchen, lud mich Lucius zum morgendlichen Training ein. Sofort willigte ich ein und bat ihn mich zu den Fortgeschrittenen zu lassen. Nach ein paar Kämpfen kam dann meine Bestrafung für das Verschlafen auf mich zu.
DIE WEIBELIN!!
Karlotta Zwieblerich marschierte an uns heran. Im Schlepptau hatte sie einige alte Kameraden von mir dabei.
Sie wollte mich vor all meinen neuen Schwestern und Brüdern bloßstellen – dass ließ ich mir aber nicht gefallen und versuchte meinen Stolz zu verteidigen. Bemüht mein volles Potenzial zu zeigen stellte ich mich meinen alten Kameraden im Kampf. Mir wurde allerdings schnell klar, dass dies nur mit meinem Kurzschwert bewaffnet, sehr schwierig werden würde. Der Hauptmann schien dies auch zu bemerken und gab mir, ohne zu zögern seinen eigenen Schild. Was für eine Ehre dachte ich mir. Wacker kämpfte ich gegen meine alten Kameraden, die recht überrascht schienen, als ich sie nacheinander außer Atem brachte.
Als aber mein letzter Kontrahent und ich kaum noch atmen konnten, befahl Karlotta ihren Männern den Spott zu beenden und sich doch dem ein oder anderem Manöver der Feuerlanze anzuschließen. Für mich hingegen ging es erst los und ich meldete mich beim Hauptmann, um mich für seinen Schild zu bedanken, er unterbrach mich jedoch mit einem großen Lob, sodass mir ganz warm wurde und ich die Angst bekam im Gesicht zu erröten.
Anschließend begann der Rekrutierungsprozess. Ich kam sehr gut und zügig voran, bis zur Glaubensprüfung mit Paladin Knappe Lucius und kam nur knapp durch. Aufgrund einiger stressbedingten Versäumnissen darf ich mit einer baldigen Nachprüfung rechnen. Zum Glück habe ich jetzt meine Eigene Feldfibel, die ich nicht mehr aus den Augen lassen werde, um Lucius zu beeindrucken.
Den Abend wollte ich mit Ulrich, Rekrut der Feuerlanze, und Luciano, Söldner aus Auturien ausklingen lassen. Zwei sehr angenehme Zeitgenossen, die den Anschein machen, als ob man mit ihnen gut die Nächte durchzechen könnte.
Leider ließ sich der Abend nicht ganz so genießen wie gewünscht, den plötzlich lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, als Arcturus und Meisterin Circe vor Schmerz brüllten und zusammensackten.
Sofort ergriff ich mein Schwert und meinen Schild und lief Torius hinterher, welcher sich schützend über den Komtur beugte. Als dann der Befehl kam das wir die Eingänge absichern und die Hohe Herrschaft beschützen sollten wurde ich plötzlich ganz nervös und Angst kam in mir hoch.
Nach einiger Zeit drangen dann erste Informationen zu uns durch. Es wurde von einem Dolch gesprochen, welcher in Besitz von Satarius war. Irgendwie konnte ich ihm nicht so ganz trauen, denn er wirkte sehr unseriös auf mich, als hätte er etwas zu verbergen.
Der Dolch hatte wohl eine Verbindung zu Satarius zweitem Gesicht und auch zu Circe und Arcturus.
Aber das waren Themengebiete außerhalb meines Kompetenzbereichs, darin wollte ich mich blos nicht verwickeln lassen. So geht man denke ich einige Problemen aus dem Weg.
Nach den ganzen Unruhen und einigen Augenblicken am Tor mit Levi, Björn und Jonas wurde mir klar wie unterschiedlich ich im Gegensatz zu ihnen war.
Dazu aber mehr, wenn ich die Situation besser einschätzen kann.
In Liebe
ℱ𝓇ℯ𝒹ℯ𝓇𝒾𝓀
Confotos
Fotograf: Anne