Gedanken zu den erschütternden Ereignissen während des fünften Manöverlagers der Feuerlanze
Marigold
Marigold wälzte sich im Bett und ließ sich zum tausendsten Mal die Geschehnisse der letzten Stunden durch den Kopf gehen. Nun da ihre Begleitung sie nicht mehr ablenken konnte, kamen all die Gefühle mit voller Wucht zurück. Rebhain gefallen…so viele Tote.
Die Feuerlanze war für die junge Soldatin bis jetzt ein Refugium vor ihrem Vater, ein Ort an dem sie sich beweisen wollte, ein Stück weit frei sein von den Erwartungen die auf ihr lasteten um ihren eigenen Weg zu finden. Ein Ort an dem sie den Göttinnen mit vollem Herzen dienen konnte.
Doch ihr wurde allmählich bewusst, was für eine tiefe Aufgabe nun vor ihr lag. Immerzu musste sie an die Flüchtlinge denken, die zu ihnen ins Lager kamen. Diese einfachen Leute hatten kein Weg sich zu verteidigen, keine Heiler, die ihre Wunden schnell verschwinden ließen, keine Kameraden die neben ihnen im Kampfe standen und Mut und Zuversicht spendeten.
Die Feuerlanze war nun alles, was zwischen ihnen und den Untoten stand. Ein tiefes Verlangen diese Menschen beschützen zu wollen kochte in ihr hoch und gleichzeitig eine beißende Wut auf die Hochstromer Magier.
Marigold atmete tief durch und versuchte erneut etwas Schlaf zu finden. Sie dachte an den morgigen Tag und die Aufgabe, die ihr zuteil geworden war. Sie dachte an Darius gequälten Blick als er vorschlug sie und Isabell nach Plauenstein zu schicken. Marigold machte sich Sorgen, Darius so zurückzulassen. Würde er in Ordnung sein ohne sie und Isabell? Diese vermaledeiten Chaos Gottheiten hatten ihn in den letzten Tagen zu sehr ausgezehrt. Sie war heilfroh, dass wenigstens Nathan bei ihm blieb, er würde in guten Händen sein. So kompliziert ihre Beziehung zu Darius auch ist, hat der Mann es geschafft sich in den letzten Monaten tief in ihr Herz zu graben. Sie wollte ihn nicht allein lassen.
Doch noch dringlicher wollte sie wissen, wie es um Plauenstein stand. Sie kannte ihren Vater. Er mochte vieles sein, aber nicht auf den Kopf gefallen und Unkraut vergeht nicht so schnell. Ihm lag zu viel an der verdammten Baronie, sie war sich fast sicher, dass diese noch steht. Trotz allem quälte sie die Ungewissheit. Etwas selbstsüchtig, war sie auch insgeheim froh, die Chance zu haben nach ihrer Familie zu sehen.
Sie dachte an all ihre Kameraden, die nicht wissen, ob ihre noch lebt. Theofania ging es schrecklich nach den Kundgebungen der Boten. Marigold konnte sich noch gut daran erinnern wie Theofania ihr immerzu von ihrer Familie erzählte, ein bescheidenes Bauernhaus an den Grenzen zu Hochstrom. Nun vermutlich alle tot. Die altbekannte Wut begann in ihr aufzukochen, doch sie versuchte sie schnell zu unterdrücken. Sie brauchte jetzt einen klaren Kopf. Mit einem tiefen Seufzer gab sie die Hoffnung in dieser Nacht noch etwas Schlaf zu finden auf.
Sie war nur froh Isabell in den kommenden Tagen and ihrer Seite zu haben. Die ältere Paladina war wie ein Fels in der Brandung. Sie strahlte nur so vor Selbstsicherheit und nichts konnte sie erschüttern. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich wie in Sarephs Namen Darius es geschafft hat, sie zu umgarnen.
Marigold wälzte sich noch ein wenig im Bett und verfiel letztendlich in einen unruhigen Schlaf. Wenige Augenblicke später, so kam es ihr vor, stand Isabell vor ihrer Schlafstätte und weckte sie sanft. „Marigold. Es ist Zeit. Ich warte bei den Pferden auf dich.“
Marigold brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie zog sich schnell unauffällige Klamotten an und ließ schweren Herzens ihre Kette mit dem Plauensteiner Wappen zurück. Mit leichtem Gepäck und ihrer Waffe in der Hand folgte sie leise Isabell.
Marigold war froh ihre ganze Energie auf eine konkrete Aufgabe leiten zu können. Mit entschlossenem Blick schloss sie zu Isabell und Darius auf, die bei den Ställen auf sie warteten. Bei Sareph, wenn sie mit dieser Mission auch nur eine Kleinigkeit ändern kann, würde sie alles in ihrer Macht dransetzten, um diese zu erfüllen.
Isabell
Das Ungeheuer des Krieges ist über die Heimat der Feuerlanze hereingebrochen“
Ein schlichter Satz, der nicht ansatzweise greift was hinter ihm verborgen ist.
Isabell stand auf der Erhöhung hinter der Feuerhalle. Hinter sich die Offizierszelte, auf den Platz darunter blickend. Dort leuchteten friedlich Kerzenlichter und ein Feuer,zeichneten die Umrisse der anwesenden Personen weicher und nahmen der Nacht das düstere.
Der rote Dorn sog das Bild in sich auf , bewahrte es im Herzen um daraus zu gegebener Zeit einen Schild zu formen um sich und andere zu schützen.
Die Tränenspuren aus der vor Stunden geschlagenen Schlacht lagen salzig auf ihrem Gesicht, denn sie war in all dem Tumult noch nicht dazu gekommen sich etwas Wasser ins Gesicht zu werfen und den Dreck des Kampfes los zu werden.
Schon vor diesem hatte die Reisegruppe,bestehend aus Nathan,Evelina und ihr selbst beschlossen, dass es unmöglich sei den Menschen, welche man hier lieb gewonnen hatte, deren aktueller Situation, den Rücken zu kehren.
Zum ersten Mal in ihrer Funktion als Dorn , oblag es Ihr selbst öffentlich das Versprechen der Hilfe und Unterstützung in einem Krieg auszusprechen. Als also alle bereits ihre Rüstung abgelegt hatten und aßen ,nicht ahnend das der Abend weitere bittere Getränke servieren würde, folgte Sie Thorius Beispiel, erhob sich in ihrer Rüstung und bat um Gehör.
Mit Kurzen ,knappen Sätzen hatte Sie erklärt, dass die Anwesenden Mitglieder der Kirche der Sune bleiben würden, denn sie könnten in diesem Augenblick der Dunkelheit und Not nicht gehen.
Rufe halten durch die Feuerhalle „Ehre der Kirche der Sune“ beantwortet von einem „Ehre der Feuerlanze“.
Erst nach diesem Akt der Unterstützung und dem schaffen und schenken von Hoffnung, Mut und Zuversicht, hatte Isabell mit Nathans Hilfe die Rüstung abgelegt. Hatte seinen Blick gesucht und darin geforscht. Ihr lieber Bruder Nathan, dessen große Liebe von diesem Unglück auch betroffen war. Ebenso wie Isabell selbst, war ihm im Vorhinein klar gewesen, in was sie sich hier herein wagten. Dass es wirklich diesen verheerenden Verlauf nehmen würde, war bedauernswert.
Kurz dachte Isabell an den Abend vor 5 Monaten zurück, als Arcturus die Frau an seiner Seite präsentierte welche er ehelichen zu gedachte und im Selben Atemzuge vom Ultimatum an Hochstrom betreffend der Abschaffung der Nekromantischen Strafe berichtete. Schon damals hatte Isabell ein ungutes Gefühl beschlichen. Liebe führte keinen Krieg, Menschen taten dies. Sie schoben die Liebe vor, als angeblich guten Grund doch im Grunde ging es um etwas anderes. Denn diese unsägliche Praktik abzuschaffen, das war in ihren eigenen Augen richtig. Doch, nun war es geschehen und es galt, Leben zu retten.
Und nun stand Sie hier…. wanderte bedächtig durch das Lager, fing Emotionen und Gesichter ein. Führte leise Gespräche mit tröstlichen, mitfühlenden Worten oder hielt einfach jemanden im Arm, der es brauchte. So unterschiedlich wie vielfältig waren die Reaktionen von Schock über Trauer zu Fassungslosigkeit, Wut, Zorn, brennender Hass, Entsetzen bis hin zu langsam Einsetzender Erkenntnis:
Die Welt des Ordens der Feuerlanze stand in Flammen und war bis tief in die Grundfesten erschüttert.
Wieder sah sie Rovennas kindgleiches tränennasses Gesicht vor sich, aus dem im nächsten Moment blanker Hass sprach. Thorius, der sich an Aktionismus festhielt, um nicht zusammenzubrechen, Herrin Circe deren dunkle Augen eine Sprache für sich selbst sprachen, Arvid wie ein Fels und doch angeschlagen und Arcturus… Der wie ein alter Kapitän zur See an Bord des Schiffes eisern jede Klippe umschiffte und das Steuer fest in der Hand hielt. In einem kurzen Gespräch hatte sie die Möglichkeit genutzt und ihm für Augenblicke den Raum gegeben, den er brauchte, um weiterhin stark zu sein. Als letztes war da noch Darius….
Ihre eigenen Gefühle hatte sie gezügelt, Mitgefühl und Beständigkeit für die direkt Betroffenen waren jetzt wichtig.
Die Erfahrungen aus dem Krieg in Lhork , den zerstörten Landstrichen um Sunes Eintracht, der Verlust von Brüdern und Schwestern dort vor bald 9 Jahren ,waren im hier und jetzt eine bittere , jedoch wertvolle Unterstützung.
Isabells Weg hatte sie bis zu den Pferden gebracht. In Gedanken versunken streichelte sie die samtigen Nüstern des Ockergoldenen Hengstes. Prüfte jedes der Tiere der Reisegemeinschaft aus Fearun und entschied, dass Marigold ihr eigenes Beipferd reiten sollte – einen honigfarben Hengst mit Namen Bernsteinherz. Die Tiere genossen die Aufmerksamkeit Isabells und ihre eigenen Gedanken wurden ruhiger. Sie erinnerte sich an den Moment, dass Marigold vor ihr stand und sie bat mit nach Plauenstein zu reiten , um in Erfahrung zu bringen was dort vor sich ginge. Oh was brannte der Blick der jungen Frau, die am liebsten sofort auf ein Pferd gesprungen wäre,…. Hin und her gerissen in ihren Gefühlen.
Darius stand auch plötzlich neben Marigold und sein Blick, seine Haltung, alles an ihm schrie „Nein“. So aufgelöst hatte Isabell diesen schier unerschütterlichen Mann noch nie erlebt. Es traf sie bis ins innerste und es kostete sie Kraft ihrer eigenen Hilflosigkeit Herr zu werden.
Zu diesem Zeitpunkt wusste das ganze Lager bereits, dass die Garnison in Rebhain gefallen war, ebenso wie die in Lauenbach und das es in Thalwingen Kämpfe gegeben hatte, doch der Feind dort vorerst zurück gedrängt war. Ohne Kartenmaterial konnte sich Isabell nur schwer die Bereiche in ihrem Kopf in Erinnerung rufen.
Als sie mit den Vorbereitungen bei den Pferden fertig war, ging sie zum Quartiermeister, um sich wie von Thorius erlaubt einige Dinge für den Ritt zu besorgen der vor ihr und Marigold lag.
Immer wieder waren da die vielen Gesichter des Abends vor ihrem inneren Auge, mit Namen und einem Blick, den sie niemals vergessen würde.
Evelina war natürlich nicht erfreut, dass Isabell gehen würde, als sie davon erfahren hatte. Denn natürlich hatte der rote Dorn zugestimmt mitzugehen.
Thorius hatte ihr und Marigold 3 Tage gegeben, um herauszufinden was in Plauenstein los war und dort Informationen zu sammeln wie auch zu hinterlassen was im Rest des Landes passierte. Also hatte sie Marigold instruiert, was an Ausrüstung wichtig war, was sie weglassen sollte. Und dass sie vor dem Rest des Lagers aufbrechen würden, um zu nutzen, dass offenbar ein größerer Radius um das Lager ruhig zu durchqueren war und sie somit mehr Zeit bei Tageslicht zum nachforschen hatten.
Es war fast die 4 Stunde, Isabell machte sich auf Marigold zu wecken. Es wurde Zeit. Doch ihre Gedanken waren woanders….
Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Gespräch auf der Bank mit Darius, ein wenig der verbleibenden gemeinsame Zeit. Es gab so viel, was sie hatte sagen wollen, fragen wollen, doch sie schwieg. Auch als er sie zu ihrem Zelt geleitete, schwieg sie und verabschiedeten sie sich mit einem „Wir sehen uns in 3Tagen“.
Den Gedanken daran, einen Fehler begangen zu haben, indem sie schwieg, drängte Isabell beiseite. Stattdessen packte sie all ihre Dinge, sodass man diese problemlos mitführen konnte und schrieb diverse Briefe, die sie Evelina hinlegte mit der Bitte um Versendung. An Schlaf war in dieser Nacht für sie nicht zu Denken.
Der Gedanke an Plauenstein weckte alte Erinnerungen an Sunes Eintracht, den zerstörten und entweihten Tempel mit all den Zeichen von blinder Zerstörungswut und dem geplanten Symbol den Glauben an Sune, an Gutes zu erschüttern.
In Isabells Mund entstand der Geschmack von altem Russ und Metall, von Moder, Exkrementen, Krankheit und Staub.
Es war, als stünde sie erneut in den Ruinen des Tempels, dem Gefängnis der Zentarim in welchem Sie damals Nathan gefunden hatte. Ein wenig Leben, dafür unglaublich viel Leid, Tod, geschundene und zerbrochene Körper. Sie musste Marigold vorbereiten was sie möglicherweise zu sehen bekommen könnte, denn die letzten Tage konnten einen nicht ansatzweise darauf vorbereiten was es mit einem anrichtete, sah man mit eigenen Augen jenes Grauen, dem Flüchtende entgangen und Boten berichtet hatten.
Das Monster des Krieges, seine Klauen und all seine kleinen widerwärtige Helfer würden der Menschlichkeit, der Liebe , dem Überleben zu setzen und noch viel abverlangen. Der Preis dafür würde ebenfalls hoch ausfallen, wie hoch am Ende wird man jedoch erst dann sagen können, wenn alles vorbei ist.
Isabell rief sich vor Augen, wer und was sie war, dass Unmenschlichkeit und Hass nicht ihr Weg waren, sondern Mitgefühl, Aufopferung, Schutz und Unterstützung.
Zu ihrer Überraschung fand sie Darius bei den Pferden, welcher ihre Schriftstücke und eine Karte überließ. Sein Gesicht war voller Sorge und sie ahnte, dass es nicht nur um Plauenstein ging, sondern um Marigold und Sie selbst. Dieses Mal verabschiedete er sich richtig, zog Isabell an sich und man spürte, dass er sie nicht gehen lassen wollte. “ Ich finde sie“, das hatte sie versprochen.
Ein Geräusch zog sie aus ihrem Zwiegespräch und aufblickend sahen sie Marigold herantreten.
Mit einem aufmunternden Lächeln deutete Isabell auf das zweite Pferd “ Ich gebe dir eines meiner Pferde, Bernsteinherz. So weiß ich am besten, was wir den Tieren abverlangen können.“ Sie trat zu ihren eigenen Pferd, tätschelte dessen Hals ,um dem anderen Paar Zeit zu geben sich kurz zu Beschnuppern.
Beide Pferde trugen in Teilen identische Ausrüstung wie Pfeil/Bogen, gerollte Decken, Wasser und Futter, Nahrungsmittel, die verhüllten Schilde.
„Wollen Wir?“ Isabell schwang sich mit Hilfe von Darius behände in den Sattel und ritt in Richtung Lagerausgang. Es war still, nur noch wenige Kerzen brannten für die Wachen.
Wo vor Stunden erst schlimme Nachrichten die Luft erfüllt hatten, legte sich jetzt feuchter Nachttau auf alles, beschienen von den jetzt am Himmel schimmernden Sternen.
Zu diesen blickte sie nun auf und versprach sich selber:
Ich bin gewillt Risiken einzugehen, welche andere vermeiden – in der Hoffnung anderen Stärke und Mut zu vermitteln. Herrin, bitte lass mich diesen Moment finden der dieses Risiko wert ist.
Darius
Der Krieg zermalmt alles was schön ist, alles was wir lieben unter seinen Klauen.
Noch am Morgen hatte ich mit dem Paladin Knappen Lucius über die Geschichte des Pfaus gesprochen, ihn an eben diesem Abend noch einmal an die Taten erinnert, die Dein Seelentier im Krieg vollbracht hatte, Herrin.
„Evelina, hast du einen Moment Zeit für Seelsorge?“
Rovennas tränennasses Gesicht, das Schluchzen der Schwester um ihre Familie, aufbauende Worte die ich sprach. Die ich kaum selber glaube. „Rebhain ist gefallen“. Marigold, deren Blick, kaum erholt aus dem Schock, ihren Bruder sucht. Theofania, die ich viel weniger kenne als ich es mir wünsche, Herrin, der ich nur die Hand reichen kann. Isabell, deine Paladinin, meine Wächterin in diesen fremden Landen, die sofort bereit ist, mit Marigold nach Blaueck zu gehen, mich zurückzulassen. Der Herr von Plauenstein, der wieder einmal auf Knien um Verzeihung ersucht, weil er Isabell bat, mit Marigold zu gehen. Lucius, den ich aus dem Gespräch mit Philipp befahl, um mir von seinen Zweifeln zu erzählen. Von der Frage, warum nicht mehr geschehen ist. Wir hätten mehr tun müssen, sagte er, wir hätten es sehen müssen. Und Nathan, oh Herrin vergib mir, ich setze Nathan erneut einem Krieg aus. Er, der den Zorn überwunden hat, in seinem Panzer aus geflochtenem Haar. Er, der es mehr als wir alle versteht, was es heißt zu lieben und die Liebe an den Krieg zu verlieren. Er wird bleiben, genau wie ich, genau wie Isabell. Wird Tränen trocknen und Augen für immer schließen, wird Wunden heilen und schlagen.
„Ganz Viranis brennt“
Herrin, was habe ich mir dabei gedacht, zu bleiben? Viel mehr was habe ich mir gedacht, als ich zusagte, den Vorstoß zum Zwillingstempel zu begleiten? Ich, die in einen Krieg gehört wie eine Rose in die Wüste.
„Herrin Evelina, Hochwürden Rovenna legt ihr Seelenheil in Eure Hände“
Wie hätte ich nach diesem Satz noch nein sagen können, Thorius? Doch Herrin, du kennst die dunklen Winkel meiner Seele. Ich bitte dich inständig, ich flehe dich an – lass mich nicht noch einen verlieren. Gib mir die Kraft, so fernab der Heimat und deiner Berührung, sie alle schützend in meine Arme zu schließen. Jedes dieser Wesen, die hier leiden, ist deine Liebe, deinen Blick, deinen Kuss wert, Herrin. Sie alle kämpfen für ihre Heimat, für die Schönheit dieses Landes und gegen jene, die nur Hass und Zerstörung kennen. Ich bleibe, Herrin, um eine Hand mehr zu sein, die sie greifen könnnen, eine Schulter mehr, an der sie weinen dürfen. Ich will ihnen der Blick sein, der sie prüft gegen den Leichtsinn, sie an die Blüte erinnern, die ihr Ziel ist. Herrin, dein Dorn wird einer ihrer Schilde sein, bis zu unserem letzten Atem wollen wir sie inspirieren, zu streiten. Mein Lächeln soll es sein, zu dem sie zurückkehren oder die Augen öffnen, meine Hand soll sie halten. Mein Kuss soll ihnen Heilung schenken und unsere Liebe ihrer aller Seelen erfüllen. Herrin, ich bitte dich, lass sie nicht brechen – und gib mir die Kraft, sie zu stärken. Ich will Lovis halten, wie sie ihre Brüder, Schwestern, Mitgardisten hält und Josef… Josef, der sich so still in mein Herz schlich, ich konnte es ihm nicht verschließen. Herrin, du weißt um jene feinen Risse, die ich in deinem Dienst mit Liebe gefüllt habe. Lass nicht zu, dass dieser Krieg sie sprengt. Ich will sie alle, die sie in deiner Stunden in der Feuerhalle saßen beschützen mit allem, was du mir geben kannst – und mit allem, was ich ihnen geben kann. Herrin, ich bitte dich, lass mich genug sein, gegen Chaos, Leid und Tod. Auf dass ich all jene schützen mag, die meine Liebe berührt.
Thorius
Man weiß erst das zu Wertschätzen was man hat, wenn man es verloren hat.
Kein Ort hat mich je gehalten. Kein Königreich und kein Land, doch nun, wo Lauenbach untergeht, habe ich das erste Mal seit meinem Fall erkannt, dass ich hier hin gehöre.
Als mir Izmael, Sarephs Prophet, vor fünf Tagen den Untergang des Ordens und des Landes prophezeite, habe ich den zynischen Haufen Blech in meiner Hand nicht ernst genommen. Als er mir den Angriff Hochstroms nur wenige Stunden prophezeite, bevor die Botschaft angekommen ist, habe ich die Wahrheit unterschätzt. Als er mir den Angriff des Staatsmagiers prophezeite, habe ich das Wissen genutzt, um mich auf die Schlacht vorzubereiten. Doch als er nur wenige Augenblicke nach der Schlacht zwischen brennenden Leichen zu mir sprach und mir prophezeite, dass Rebhain gefallen ist, zusammen mit der Kaserne, da … da glaubte ich ihm.
Ich wurde bestohlen, beraubt und bis aufs letzte Hemd ausgenommen. Etwas, das mir nie wichtig war. Etwas, wofür ich Acturus Jahre lang kritisiert habe. Etwas, wovon ich vor drei Tagen noch Leute ausgelacht hätte wenn sie mir gesagt hätten dass es mir so wichtig ist, wurde mir genommen. Die grauen Gesichter all meiner Kameraden, nein meiner Freunde, nein meiner Familie lassen mich kochen. Etwas brodelt in mir und jedes einzelne Haar, jede Gliedmaße und jeder Muskel ächzt nach einem Ur-alten Verlangen. Sarephs Rache ist alles, was mir vor Augen liegt und es geht nicht um das Land oder das böse am anderen Ufer des Thalones, nein es geht um 433 gefallene Rekruten, Gardisten und Korporäle in der Kaserne. Insbesondere die 13 Rekruten, deren Ausbildung ich betreuen sollte. Diese 13 Rekruten, welche mir vertraut haben. Diese 13 Rekruten, welche ermordet wurden und diese 13 Rekruten welche nun versklavt als Untote irgendwo da draußen darauf warten, mir ein letztes Mal das Herz zu brechen. Rache. Ich will, nein brauche Rache.
Und jetzt schon spüre ich wie ich mich selbst verliere. Alte Verhaltensmuster kommen wieder hoch und ich kann an nichts anderes denken als in ihrem heiligen Namen dieses Land zu befreien, um dann nach Hochstrom zu marschieren und ein heiliges Exempel an all jenen zu statuieren welche meiner Familie und meiner Heimat das angetan haben.
Wo hört Thorius auf und wo fängt Izmael an? Wir teilen den Körper nicht mehr. Wir teilen die Gedanken nicht mehr. Wir teilen Meinungen und Einstellungen nicht mehr aber wir teilen unsere Seele. Vorallem teilen wir unsere Erinnerungen.
Bin ich real oder bin ich nur Izmaels Hirngespinst, um mit einer Welt klar zu kommen für die ich, er, wir nie geschaffen wurden. Und so Falle ich in Ur-alte Verhaltensmuster zurück. Es gibt ein Ziel und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun um dieses zu erreichen, das muss ich, denn würde ich jemals nicht alles geben, werde ich daran zerbrechen.
Selbst jetzt höre ich Isabells warme Worte in meinem Geist „Thorius es ist nicht deine Aufgabe, geschweige denn Pflicht die ganze Welt zu retten“. Nur weiß sie nicht, dass ich genau dafür erschaffen wurde. Ich habe keine andere Wahl mehr denn ich kann nicht anders. Nun berufen, dass noch mehr Leben unter meiner Führung auf dem Spiel stehen, ist es mir nicht möglich weniger als alles zu geben. Egal was es kostet.
Kein Preis ist zu hoch für die Menschen, die ich liebe. All jene welche mir beigebracht haben was Gefühle und Emotionen sind. All jene welche über mich gewacht haben. Jeder einzelne der zu mir aufsieht. Jeder dessen Leben meine Verantwortung ist. Jeder. Jedes einzelne Lebewesen das ich liebe.
Das Ur-alte das in mir brodelt, kommt zu mir und streckt eine helfende Hand aus. Das Ur-alte was ich nicht mehr, vielleicht noch, immer noch bin, ist hier, um mein Schicksal zu verwirklichen. Ich muss es nur annehmen.
Kein Preis ist zu hoch für all jene die Thorius liebt. Nicht einmal seine Menschlichkeit
Arvid
„Ich stelle dich frei“. Diese Worte von Arcturus hallten in meinen Ohren wie Donnerhall. Es war nur die Antwort auf meine Bitte, mich nach Bärenfelde gehen zu lassen, um dafür zu sorgen zu tragen, dass ich mit meinem Einfluss und meiner Bekanntheit dafür sorgen könne, dass das Fürstentum, oder zumindest die Armee sich für die Richtige Seite entscheidet. Grund hierfür war ein Brief meiner Familie, welche offensichtlich in Angst lebt, da die Zahl der Staatsmagier sich verdoppelt und regelmäßig nach meiner Schwester Ariadne fragen.
Mir war nicht klar, was an diesem Tag noch passieren würde, was die Wichtigkeit der Mission noch um ein Vielfaches erhöhen wurde. Ich habe nicht ahnen können, was im Lager passierte, als ich mit Damiano die Soldauszahlung vorbereitete.
Das etwas nicht stimmte hätte mir klar sein sollen, als fast alle Soldaten auf den Sold verzichteten, um die Kriegskasse zu unterstützen. Auch das emotionale Gespräch mit Thorius, welchen ich schon im Laufe des Tages über meine Mission informiert habe, nahm eine Richtung, welche ich noch nicht ganz verstanden habe. Fast normal war das irgendwann Isabell neben mir stand und fragte, wie es mir ginge. Ja wie ging es mir? Wir waren im Krieg … und viele meiner Kameraden ahnten noch nicht, was die Schrecken des Krieges bedeuteten. Dankbar war ich als Damiano mir mitteilte mich nach Bärenfelde zu begleiten, den Freund, den ich aus meiner Heimat mitgebracht habe um mir als Trossmeister und Ratgeber beim Aufbau dieser Einheit zu unterstützen.
Zurück im Lager war die Stimmung gedrückt. Gedrückter als ich es erwartet hatte. Wir hatten gesiegt und die Späher berichteten, dass der nächste Staatsmagier der Untote befehligen konnte, einen halben Tag entfernt war und uns somit eine ruhige Nacht bevorstand. Doch dann tröpfelten die Informationen langsam in meine Ohren und jeder Tropfen war wie ein Hammerschlag: Viranes brennt – Die Ordenskaserne gefallen – Bärenfelde in Geiselhaft – und vieles mehr.
Ich lief rastlos durch das Lager. Konnte ich die Truppe wirklich alleine lassen? Was war das für ein Zeichen? Die Mission war wichtiger geworden, als ich es geahnt habe, aber auch die Gefahr war größer als ich es erwartet hätte.
Die Bank an der Küche war einladend einsam. Ich ließ meinen Blick durch das Lager schweifen. Jeden dieser Soldaten war von mir rekrutiert und geformt worden. Doch waren sie bereit? War ich damals bereit? Tat es etwas zur Sache, denn es war nicht mehr zu ändern? Sie mussten bereit sein!
Die Verantwortung musste an Darius und Thorius gehen.
Darius der mit sich selbst zu kämpfen hatte und in den letzten Tagen kaum ansprechbar war. Doch er hatte sich derweil wieder zusammengerissen und hatte mit Isabell, Evelina und Nathan drei Menschen um sich versammelt welche ihn auf Kurs halten konnten.
Thorius einer der Erfahrensten Kämpfer, jedoch ein Heißsporn. Am Anfang wollte er sich nicht führen lassen, jedoch mit der Zeit hatte er gelernt warum es gut war zwei alte Schlachtrösser wie Darius und mich zu haben. Er hat gelernt zu folgen und auch zu führen.
Ich ging durchs Lager und schaute in jedes Gesicht. Ich wollte es mir einprägen, denn vermutlich würde ich nicht alle wiedersehen. Ein kurzer Gedanke: „Du kannst nicht gehen“ blitze auf und ich war versucht diesem nachzugeben. Doch dann setze der Verstand ein. Die Feuerlanze war ein Zünglein an der Waage, aber das Gewicht von Bärenfelde wog um einiges mehr. Ich muss gehen. Mein Blick fiel auf die Flasche Stubo 35. Ich wollte die Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen bringen, darum griff ich die Flasch und nahm einen Tiefen Zug und setzte mich zu meinen Kameraden.
Lucius
„Die Anspannung in der Luft machte das Atmen schwer. Die Ungewissheit, wie es um Rebhain und ganz Lauenbach stand bedrückte jeden einzelnen in der Feuerhalle. Jeder reagierte anders auf die Anspannung, viele tranken und das gemeinsame Miteinander nahm der Anspannung sanft und Stück für Stück ihre Macht. Dann traf ein Bote ein, ein Donnerschlag. Rebhain ist Gefallen. Unsere Brüder tot oder verstreut, die mächtige Feuerlanze fast erloschen innerhalb weniger Tage. Dann ein zweiter Bote, Viranes und Lauenbach brennen. Thalwingen steht wieder unter unserer Kontrolle, nur wenige Untote. Vater? Dem wird es gut gehen, in seinem letzten Brief schrieb er, dass ein weiteres Söldnerregiment eingetroffen ist und sich die Truppen seines Söldnerheeres nun auf über dreihundert Mann erhöht haben. Was man hat, muss man schützen und Vater schützt was er hat. Um jeden Preis. Mit den Männern wird er unser Hab und Gut und die Interessen der Familie waren können. Das ganze Getreide und Brot das er seit Monaten hat horten lassen, wird unser Vermögen noch weiter mehren und die Versorgung der Bürger Lauenbachs zumindest für eine Weile sicherstellen. Vater ist zwar berechnend, aber er hat auch Mitgefühl für die einfachen Menschen. Dieses Mitgefühl mit dem Pöbel konnte ich nie verstehen, aber in den letzten Wochen hat sich doch so einiges gewandelt. Erst die Erkenntnis, dass auch bürgerliche Menschen mit eigenen Wünschen, Träumen und Gefühlen sind und nicht bloß Ameisen, die man für die eigenen Ziele aufs Feld schickt oder in einen Wappenrock steckt und Ihnen mit einem Speer in der Hand den Ansturm auf die feindlichen Linien befiehlt. Dieses wichtige Detail wurde in den Büchern über Feldherrentum und Kriegsstrategie immer unterschlagen. Ich frage mich, was Vater außer Gutherzigkeit noch zu seinem Handeln in der aktuellen Situation antreibt. Do ut des. Das Haus Leuengold wird überleben und seine Feinde vernichten. Vater wird jeden Kupferling, den er für die Söldner ausgeben musste und der ihm an Handelseinnahmen entgangen ist aus den Hochstromern und Staatsmagiern quetschen. Sie werden bekommen, was sie verdienen. Do ut des.
Arcturus hat mich enttäuscht. Das erste Mal zwar, aber dafür in einem solchen Ausmaß. Ich hielt ihn immer für eine strahlende Lichtgestalt, für ein Vorbild dem man in jedem Bereich nacheifern sollte und ihn unseren Einzelgesprächen sah ich auch sein politisches Kalkül und seinen unbedingten Willen seine Ziele zu erreichen. Doch hier ist er gescheitert, erschütternd gescheitert. Wer hoch fliegt, kann um so tiefer fallen. Als Erbgraf und Komtur, trägt man eine Verantwortung. Eine absolute Verantwortung für die Schutzbefohlenen, Vasallen und Bürger. Und bei dieser Aufgabe hat er schlichtweg auf ganzer Linie versagt. So viele Bedrohungen waren offensichtlich und bekannt. Und er hat nichts Ausreichendes getan, um diese Bedrohungen zu vernichten oder seine Leute zu schützen. Es war zu erwarten, dass die Staatsmagier und Hochstrom sich dem Ultimatum nicht beugen würden. Es war offensichtlich, dass sie sich mit jedem schmutzigen Trick wehren würden, den sie kennen. So einem Haufen elfischen Magierpack ist jedes Mittel recht. Wir wussten, dass die Untoten als Waffen benutzt werden konnten und dennoch ließen wir sie unbeaufsichtigt durch unsere Lande streifen. Mann hätte sich am Tage der Versendung des Ultimatums einsammeln und konzentriert an einem Ort festhalten müssen an dem man sie kontrollieren und falls nötig alle schnell vernichten kann. Jedem Lehrling der Strategie hätte dies klar sein müssen und einer herausragenden Lichtgestalt wie dem Komtur allemal. Doch er hat nichts dergleichen getan, tausende unschuldige Menschen, Adlige und Gewöhnliche, haben ihr Leben, ihre Familie und ihr Hab und Gut verloren. UND ARCTURUS HAT DAS NICHT VERHINDERT. Ich habe bereits gestern mit Arcturus darüber gesprochen und als der Schaden nur begrenzt war, konnte ich seine Antworten akzeptieren, aber nun? LAUENBACH BRENNT. Als Erklärungen sehe ich nur gnadenlose Inkompetenz und abartige Böswilligkeit. Im Falle der Böswilligkeit bleibt mir nichts anderes übrig, als meinem geliebten Paladinvater den Rücken zu kehren. Und bei Inkompetenz? Wie ich bei unserem Gespräch schon zu Nathan sagte, es gibt einen gewissen Punkt an dem kann man sich Inkompetenz einfach nicht leisten. Wer große Verantwortung trägt, braucht auch große Kompetenz. Wenn ich tausende Unschuldige sterben lasse, weil ich zu dumm bin sie zu retten, dann ist das Ergebnis das gleiche als wenn ich jedem einzelnen die Kehle mit meinen eigenen Händen aufgeschnitten hätte. Verdammt Arcturus. WIESO? WIESO HAST DU DAS ZUGELASSEN? Mara, schenke mir deine Sanftmut, damit mich das Feuer Sarephs nicht verbrennt. Denn mein Hass lodert heiß. Heiß genug um alles zu verbrennen was sich in meinen Weg stellt. Heiß genug, um jeden einzelnen Staatsmagier bei lebendigem Leibe zu verbrennen und das ganze Pack mit Strumpf und Stiel auszurotten. Die Rache wird unser sein, jeder einzelne dieses elfischen Magier Abschaums wird sich wünschen nie geboren worden zu sein. Ich bin Sarephs Diener. Ich bin ihr Werkzeug. Ich bin ihr Streiter. Ich bin ihr flammendes Schwert, dass ihre Feinde mit ihrem heiligen Zorn zerschmettert. Ich bin ihr fleischgewordener Zorn der ihre Feinde verbrennt, auf dass sie vor Schmerzen brüllend und um Gnade winselnd von dieser Welt getilgt werden.
Und nun nehme ich diesen Hass, diese Energie Sarephs und sperre sie in meinem Herzen ein, damit ihr Feuer mich jetzt selbst nicht verbrennt. Und im Angesicht ihrer Feinde, öffnen ich das Tor zu meinem Herzen und alle der Hass wird mich lodern lassen und Ihnen das Ende bringen. Ich fürchte nichts, denn ich bin was sie fürchten.
Ich werde nicht dieselben Fehler begehen, wie Arcturus. In mir brennt der unbedingte Wille zu siegen und zu beschützen was mir wichtig ist. Die Herrinnen, meine Freunde und meine Familie. Aber auch die einfachen Leute, deren Schönheit in den letzten Tagen und Wochen erkennen durfte. Nicht nur aus Pflicht eines Ritters heraus, nach der ich Strebe und wegen der ich es früher getan hätte, sondern aus der Liebe Maras heraus. Ich muss beides in mir tragen, die Liebe Maras und den Hass Sarephs. Ohne Maras Liebe und Sanftmut, wird mich das Feuer Sarephs auf Dauer verzehren. Ich diene beiden Göttinnen und deshalb muss ich auch beide im Herzen tragen.
Ich darf nicht Scheitern und Zögern wie Arcturus. Ich muss, nein, ich werde handeln.
Im Namen der Zwillinge, zwei und doch eins!“
Don Anselmo
Geheime Nachricht an die Staatskanzlei zu Trabant nach einer erfolgten Dechiffrierung der Sicherheitsstufe 3:
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„An Seine Hoheit, Don Pietro de Popanza, Herzog von Trabant,
Dienstbeflissen schreibe ich Euer Majestät in aller Eile diese wenigen Zeilen in meiner Eigenschaft als Militärattaché bei der Feuerlanze. Vergebt mir aufgrund der Dringlichkeit eine eventuell reduzierte Form der ansonsten üblichen Etikette. Dies erfolgt in keinster Weise in despektierlicher Absicht sondern ist den gegebenen Umständen geschuldet. In banger Hoffnung, diese Depesche möge Euer Majestät rechtbaldigst erreichen, und entgegen dem gewohnten monatlichen Turnus, muss ich Euer Majestät kundtun, dass der Bündnisfall eingetreten ist: Die Feuerlanze befindet sich im Krieg!
Wie Eurer Majestäten in den zurückliegenden Monden bereits durch meine Korrespondenz umfassend dargelegt wurde, kam es itzo zu einem Zerwürfnis zwischen personam A und personas E aufgrund der dezidiert geschilderten causa U (siehe mein Dossier K2.5)
Zur Zeit ist die Lage unübersichtlich und verworren. Beinahe stündlich erreichen erschöpfte Kuriere das Lager mit mitunter widersprüchlichen Informationen. Als Fakt dürfte zum jetzigen Zeitpunkt angesehen werden, dass die Regimentskaserne zu Rebhain von untoten Horden erobert und größtenteils zerstört wurde. Meiner Leibwache Argus und mir war es nicht vergönnt, rechtzeitig Entsatztruppe im Manöverlager zu erwirken. Ob es den verbliebenen Verteidigern indes gelungen ist, gemäß meiner Order alle artilleriespezifischen Unterlagen und Gerätschaften vor dem Zugriff des Feindes zu bewahren, ist ungewiss. Es muss befürchtet werden, dass geheime Bauunterlagen in die Hände des Feindes gefallen sind. Ich möchte Euer Majestät daher dringendst empfehlen, die Order 83 in Kraft treten zu lassen!
Gemäß meinen Vollmachten habe ich dem Komtur bereits die vollste Solidarität Eurer Majestät zugesichert. Ich lege diesem Schreiben eine dezidierte Auflistung der benötigten artylleriespezifischen Materialien bei. Da sich jedoch die Kampfhandlungen sehr in die Fläche verlagert haben, und sich noch keine dezidierte Frontlinie gebildet hat, ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, einen genauen Zielort für die Nachschublieferungen zu avisieren. Ich verbleibe einstweilen bei den Kerntruppen der Feuerlanze. Die erforderlichen Materialien sind daher schnellstmöglich und unter starker Bedeckung vorerst zum Sammelpunkt 7B zu verbringen und bis auf weitere Order vorzuhalten. Der Einsatz läuft unter dem Titel „Schlangengrube“.
Diese Nachricht wird in dreifacher Ausfertigung auf den üblichen Wegen gesendet.
Euer Majestät ergebene Diener,
Don Anselmo Madalena da Yaquirion
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ibus leo.
Lohars
(Anmerkung: Es spiegelt Charaktergedanken zu Hochstrom wider, die nicht korrekt sein müssen)
In den Straßen Hochstroms gehen Staatsmagier umher und durchsuchen die Häuser nach Elfen die nicht nach Hochstromer Sitten und Ordnung Leben. Jene die nur zum Schein den Rassismus gegen Menschen hegen. All jene, denen man es anmerkt kommen in Gefängniszellen und die Menschen die zum Schein als Sklaven Gehalten aber nicht behandelt wurden, wurden einfach abgeschlachtet…
…Ein Adelshaus in Hochstrom. Im Inneren mein Vater, Eronur LunDariel, Seneschall der Fürstregentin Mithariel Goldglanz, redet sich vor den Wachen die ihn peinlich befragen um Kopf und Kragen. Er der viel für mich Tat und mir doch als drittgeborenem Sohn am wenigsten Aufmerksamkeit bot. Eronur stritt den Kontakt zu mir ab und meinte er habe schon seit über einem halben Jahr nichts mehr von Mir, seinem Sohn Lohars LunDariel gehört und er würde davon ausgehen das ich Hochstrom Verraten habe, somit sagte er sich von mir los, auf dass ich all meine Ansprüche verlieren würde…
…Meine Kameraden, bei denen ich jetzt schon gut anderthalb Jahre bin, sehen mich alle aus der Feuerhalle an, die Rekruten zeigen teilweise auf mich, Thorius, Georg und Brundal schreien mich an, Hauptman Arvid Und Leutnant Darius spucken auf den Boden und Joseph, Kelan, Lucius greifen sogar nach ihren Waffen. ich sitze in der Schmiede, klein und zurückgezogen, ich kümmere mich um ihre Ausrüstung, rede mir ein das ich sie damit schon besänftigen könnte. Bei einem Alarm stehe ich mit ihnen, Seite an Seite und Kämpfe für die Göttinen, doch sobald der Kampf vorüber ist, gehen sie mir alle aus dem weg. Beim Essen sitzen Vey und ich allein, den keiner setzt sich zu uns, wie die letzten 3 Tage des öfteren schon…
Schweißgebadet wache ich auf…
Am Morgen nach den Ganzen schrecklichen Nachrichten… eine von Albträumen geplagte und dennoch kurze Nacht geht zuende.
Ich wache neben Vey auf, die noch immer ruhig und schlafend neben mir liegt. Ich stehe vorsichtig auf um sie nicht zu wecken und ziehe mich an, während ich an die Albträume denke. Waren es überhaupt Albträume, oder wieder Visionen…
Ich gehe aus dem Zelt und sehe nur noch wie Marigold zusammen mit der Paladinin der Sune, Isabell auf Pferden aus dem Lager reiten und Darius mit schwerer Miene an den Stellen stehen und ihnen Nach blickt. Auch ihre Heimat muss es Wohl schwer erwischt haben, oder holen sie von dort Verstärkung? Nun ein neuer Tag beginnt, viel Arbeit steht uns allen bevor. Noch bevor wir abrücken, packe ich die nötigsten Sachen aus der Schmiede ein und warte bis der Befehl zum Abmarsch kommt.
Marie aus Hohenfall
Ich hätte fragen sollen. Ich hätte fragen sollen. Ich hätte verdammt nochmal fragen sollen. Es ist nicht so, als wären die Tage der Ungewissheit zuvor nicht schon schlimm genug gewesen. Doch nun, da die Stille dem schrillen Kreischen des Krieges gewichen ist, wünsche ich sie mir fast zurück, diese „ruhige“ Ungewissheit. Und dann weiß ich wieder, es war nicht an mir zu fragen. Noch nicht. Ich weiß genug. Hohenfall wurde überrannt. Jedes Detail würde mich zerreißen, würde mich unfähig machen, mich lähmen, mir den Drang zu handeln nehmen. Ich kann das nicht riskieren, nicht jetzt.
Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommt. Ich war ein ganz normales Mädchen. Und nun bin da ich, die erwachsene Frau. Diplomatin. Die Verantwortung wiegt schwer, ich kann es mit jeder geschriebenen Zeile, mit jedem neuen Hilfegesuch, mit jedem davongestobenen Boten stärker spüren. Ich weiß nun was Arcturus meinte, mit der Angst unter der Last zu brechen. Ich habe meinen Teil genommen – meinen Teil der Verantwortung und meinen Teil der Angst. Aber zu brechen werde ich mir nicht erlauben. Denn was ich nun auch weiß: Ich habe ein Leben gerettet. Ich weiß nun wie das ist, über Leben und Tod zu entscheiden. Und wie klein der Unterschied zwischen ihnen ist, von wie wenig er abhängt. Wenige Momente nur und Jonas wäre verblutet. Doch er ist es nicht, er ist am Leben. Und diese Chance, diese Momente, wie viele von ihnen gibt es gerade dort draußen? Wie viele sind fest an mein Wort und meine Tat geknüpft?
Ich will mich nicht überhöhen, nichts davon hat wirklich mit meiner Person, Marie, zu tun. Es liegt an meiner Funktion, nichts weiter. Und diese gedenke ich auszufüllen, mit allem was ich geben kann. Also raffe ich meine Röcke, klopfe den Staub von den Stiefeln, streiche mein Kleid glatt. Also lerne ich das Tanzen und die Tischsitten. All dies ist meine Rüstung, Soldatin im Ballkleid. Doch bevor die Besuche bei Hofe anstehen, gilt es, meine Waffen zu schärfen. Und so zücke ich, zum wiederholten Male an diesem Tag, meine Feder. Denn jedes Wort, jeder Moment kann einen Unterschied machen.
Geschrieben von Marie aus Hohenfall am 19. Septembre des Jahres 1023.
Damiano
Da sind wir wieder unterwegs. Zu Zweit. Auf den Straßen zwischen Rebhain und Trutzwacht.
Vor etwa zwei Jahren gingen wir schon einmal diese Strecke. Damals in Richtung Rebhain, um uns einer neu gegründeten Einheit anzuschließen. Arvid hatte eine Einladung bekommen. Er sollte dieser “Feuerlanze” als Hauptmann beitreten, dem gleichen Rang, den er in Bärenfelde innehatte. Auf seinen Wunsch begleitete ich ihn. Unsere Mindestdienstzeit war abgegolten und mein Dienst wäre nicht mehr derselbe gewesen ohne den Mann, der mir erst Vorgesetzter, dann Freund und schließlich wie ein Bruder, den ich nie hatte, wurde.
Mein Blick, der bis eben verträumt in das kleine Lagerfeuer vertieft war, streift über unsere Lagerstätte: Arvid sitzt wachsam, den Rücken zum Feuer, mir gegenüber. Er behält die Umgebung im Auge, während ich aus den Rationen, die uns Bernard mitgab, versuche, ein annehmbares Essen zu zaubern.
Ach ja, Bernard. Einer der Ersten, die ich im Rekrutierungslager getroffen hatte. Er hatte die Aufgabe des Schreibers und der Organisation des Rekrutierungsprozesses inne. Und er war damit vollkommen überfordert. Der gesamte Prozess war neu und noch nicht eingespielt. Doch im Nachhinein bin ich Arcturus dankbar dafür, dass er Bernard so hat schwitzen lassen. Wäre er nach diesen zwei Tagen in der Soldatenlaufbahn geblieben, wäre unsere Verpflegung in den letzten Jahren bestimmt karger ausgefallen. Es wäre wohl meine Aufgabe geworden, aber ich befürchte, ich hätte sie nicht so hervorragend ausfüllen können.
Und doch: Nach den Ereignissen der letzten Tage entschied sich Bernard, seine Position im Tross aufzugeben und wieder zu Schwert und Schild zu greifen. Ein herber Verlust für den Tross, doch ich konnte keine Einwände vorbringen, als er mir seine Pläne offenbarte. Mir war klar, warum er es tat und dass ich ihn nicht hätte halten können. Ich hoffe nur, dass er seine herzensgute Seele behält und nicht durch die Wirren des Krieges verdorben wird.
Verderben oder zumindest Schaden nehmen kann eine unvorbereitete Seele schnell. Es ist mir immer noch zutiefst unangenehm, was mir aus einer Unachtsamkeit mit Nepolemo passiert ist. Er kam auf dem zweiten Manöver zu uns. Ein ausgebildeter Medicus und Alchemist, eine perfekte und notwendige Erweiterung des Trosses. Er erzählte mir, er habe an einer Akademie gelernt. Er vollbrachte Wunder mit Nadel, Faden und Verbänden, so dass ich im Glauben war, er sei ein erfahrener Feldscher. Nach der großen Schlacht gegen die Mächte des Widders, die sich während des Manövers ergab, fand ich ihn innerlich zerbrochen vor. Er hatte keine Erfahrung im Felde; hatte bisher nie in einer Schlacht oder einem Lazarett gestanden. Ich hätte es sehen müssen. Ich hätte ihn vorbereiten müssen. Ich wusste, wie es sich anfühlt, mitten im Schlachtgetümmel mit zitternden Fingern eine Wunde zu versorgen während dutzende weitere Verletzte ihren Lebenssaft ausbluten; wie es sich anfühlt, wenn ein Körper unter den eigenen Bemühungen entweder wieder erstarkt oder für immer erschlafft. Ich wusste es – und er wusste es nicht! Ich hätte es erkennen und ihn darauf vorbereiten müssen. Ich bin froh, dass er sich von diesem Schock erholt hat. Ich hoffe, er kann mir verzeihen, denn ich kann es wahrscheinlich noch lange nicht. Selbst jetzt, nachdem wir uns getrennt haben, hält er schützend seine Hand über mich und Arvid. Der Trank, den er mir zusteckte, sei einer der Besten, die er je gebraut habe und soll jemanden selbst von der Schwelle des Todes wiederholen. Ich hoffe, ich werde ihn nicht nutzen müssen.
Er hat eine schwere Aufgabe. Die Verletzungen werden zunehmen und wir haben es nicht geschafft, weitere Feldscherer anzuwerben. Ich bitte die Göttinnen, dass Alessandro wohlbehalten zurückkommt. Wir sind kein großer Tross, aber die beiden sind gut in ihrem Fach. Gemeinsam können sie ein Zünglein an der Waage sein.
Ich ließ den Tross – meinen Tross – in Rebhain zurück. Ich sollte bei ihnen bleiben. Meine eigenen Fähigkeiten wieder auspacken und entstauben. Übung bekäme ich hier genug. Aber ich konnte nicht. Nachdem ich aus den Nachrichten von Arvids Familie von der Situation in Bärenfelde erfahren hatte, war ich nicht mehr zu irgendetwas in der Lage. Mein Geist war wie betäubt und meine einzigen Gedanken hingen an meiner Familie. Ich musste sie kontaktieren. Irgendwie sicherstellen, dass es ihnen gut geht. Sie warnen, auf dass sie sich vielleicht wieder in die Berge zurückziehen und sich dort verstecken. Aber dafür mussten sie von der drohenden Gefahr erfahren. Ich fragte Arcturus nach einem vertrauenswürdigen Boten. Er nannte mir Arvid, den er mit einer Sondermission betraut hatte. Eigentlich wollte ich ihm nur einen Brief mitgeben, aber er bot mir an, mitzukommen. Ich brauchte keine Bedenkzeit. Ich würde ihn nicht alleine ziehen lassen.
Jetzt sitzen wir hier, wieder auf dem Weg zurück in unsere Heimat, wegen einem Krieg, der für mich überraschend, aber nicht unerwartet kam. Irgendwann mussten diese Elfen durchdrehen und die Macht, die sie so erbittert von uns Menschen fernhalten, gegen alles ins Feld führen, was nicht ihrer Vision entspricht. Das Ultimatum war nicht der Grund dafür. Höchstens einer der Auslöser.
Ich kenne diese Hochstromer Elfen. Die Nase oben, trampeln sie auf uns Menschen herum. Ich kenne sie: sie haben mir einen Teil meiner Kindheit geraubt. Ich kenne sie: wegen Nichtigkeiten zutiefst entrüstet verdrehen sie die Tatsachen, so dass sie am Ende immer im Recht scheinen. Ich kenne sie: sitzen in ihren Elfenbeintürmen und wissen nur zu gut, dass diese auf einem Fundament aus menschlichem Blut und Knochen stehen.
Aber das ist nicht wahr! Nicht alles. Nicht bei jedem.
Ich war zutiefst erschüttert, als am zweiten großen Manöver plötzlich ein Elf ins Lager stolzierte – nein, nicht stolzierte. Er kam herein wie jeder andere auch und wollte sich einschreiben. Ich misstraute ihm. Ich hielt mich von ihm fern und behielt ihn doch, so gut wie möglich, im Blick. Aber ich tat ihm Unrecht. Als Schmied wäre er eigentlich in meinen Verantwortungsbereich gefallen, und doch wechselte ich für ein halbes Jahr kaum ein Wort mit Lorhas. Er ist anders. Anders als alle anderen Elfen, mit denen ich bisher zu tun hatte. Das bewies er mir nicht nur durch seine Taten in der Lanze, sondern auch, als ich mich schließlich überwunden hatte, mit ihm das Gespräch zu suchen. Er zeigte Verständnis. Das war das Letzte, was ich von einem Elfen erwartet hatte. Und dennoch habe ich ihm wieder und wieder Unrecht getan. Öfter, als er wahrscheinlich ahnt. Göttinnen! Warum muss mein Geist so verkorkst sein? Ich bin ja fast so unflexibel wie die Sturköpfe von Bärenfeldern. Durchaus passend, dass ich dort meine Wahlheimat fand.
Seine Cousine Verenya erleidet das gleiche Schicksal. Sobald ich sie sehe, sind Misstrauen und Missbilligung in meinem Geist. Unabhängig davon, dass auch sie ihren Dienst in der Feuerlanze verrichtet. Unabhängig davon, dass sie als Nozalin dem Weg Marás folgt. Unabhängig davon, dass die Priesterinnen, deren Urteil ich trauen sollte, sie akzeptieren und ausbilden. Dennoch gab es einen Teil in mir, der überrascht war, dass sie mir während der Lehrstunde vor ein paar Tagen tatsächlich nur einen kleinen Schnitt zufügte, den sie dann auch wieder heilte.
Ich muss etwas tun. Es ist wichtig, dass das Regiment zusammenhält. Wenn ich das hier überlebe und zurückkomme, werde ich…
“Sicht!”
Arvids Ruf reißt mich aus meinen Gedanken. Die Luft ist erfüllt von dem Geruch verbrannten Essens und verfaultem Fleisch. Einige Wiedergänger nähern sich unserem Lager. Wir werden uns erstmal um sie kümmern, bevor wir ein sehr knuspriges Abendessen zu uns nehmen.
Nepolemo
„Die Heimat brennt. Die Ordenskaserne brennt.
Familie? Wahrscheinlich tot oder schlimmer. Hätte ich mich nur nicht im Streit getrennt….
Freunde? Wahrscheinlich tot oder schlimmer.
Kameraden? Viele tot. Oder schlimmer. “
Nepolemo nimmt einen tiefen Schluck aus dem Becher.
„Schmeckt sogar der Wein aus der Heimat nach Blut oder bilde ich mir das gerade nur ein? Nein, der zweite Schluck schmeckt besser. Sareph, möge die Rache unser sein. Gift? Explosives? Ich muss mit Alessandro reden, sie sollen leiden….“
Nach Gesprächen mit Don Anselmo und Arterion:
„Danke, Mara, das du mir geholfen hast, den Fluss der Rachegedanken in konstruktive (oder für den Feind destruktive) Ideen zu lenken. Wir wollen Rache, müssen aber auch an die Überlebenden denken. Mit Don Anselmo hatte ich erste Ideen, Alchemie und Artillerie zusammenzuführen… da kann Großes draus erwachsen. Forschung ist nötig, aber Alessandro hat sicher auch noch Ideen, bei Explosiven kennt er sich besser aus.
Arterion gab mir Hinweise, wie man Zauberwirker schwächen/blockieren kann. Allerdings weniger konkret, insofern… Forschung
Sorgen und ein wenig Hoffnung teilen sich meinen Kopf… ich kann etwas tun, ich habe Ideen… vielleicht ist ja doch noch etwas zu retten.“
Allessandro
Es sollte doch nur eine Suche nach Zutaten werden….
Die Ereignisse im Maius wogen noch schwer nach und die Gedanken, ja..es waren die lebendigen Gedanken von Satarius in die ich eintauchen konnte, waren verstörend aber auch aufschlussreich zugleich. Es brauchte eine lange Zeit, bis ich die Grundprinzipien des Chaos und deren Götter verstand und für mich zuordnen konnte.
Im Hinblick dessen war mir die Dringlichkeit bewusst, das wir uns für kommende Dinge schnellstmöglich vorzubereiten hatten. Diese Zweckheirat ~ verflucht sei Sie ..und mit Ihr diese dreckigen Aristokraten, die sich diesen unausgegorenen Dreck ausgedacht hatten.. Wegen IHR… ich schweife ab… eins nach dem andren.
Die Suche.,. ja genau… ich meldete mich bei Leutnant Darius für die Suche ab. Es sollte nicht länger als 4 -5 Tage dauern. Diesmal lehnte ich eine Begleitung ab und deutete auf 2 Tränke, die ich im Vorfeld für mich gemischt hatte: einen Unsichtbarkeits-Trank, der getestet werden sollte fernab von göttlicher Macht, die durchaus imstande war, den Schleier zu durchschauen…Und einen Trank der gegen Feuer schützt.. ein bekömmlicher Klassiker, der durchaus eine Note Erdbeere vertragen konnte. Man kann nicht alles haben. Selbstverständlich auch Verbandszeug und zwei ordentliche Heiltränke. Das Gewetter meines wertgeschätzten Kollegen Nepolemo wollte ich in Ermangelung dessen nicht über mich ergehen lassen. So wahnsinnig bin auch ich nicht… achja..und meine liebgewonnene Armbrust durfte nicht fehlen..
Gut..ich zog los bis ich ein zwei Tage vom Lager entfernt war und begann dann auch erst die Suche und die Bestimmung der nötigen Kräuter und Substanzen.. Aber alles war seltsam verdorrt und verfault. Kein einziges Grasbüschel war noch im Saft. Diesem Mysterium wollte ich auf dem Grund gehen und vergrößerte meinen Suchradius um einen Tag, bevor ich diesen wieder einengte und Richtung unseres Feldlagers Schritt. Sehr seltsam..einen natürlichen Grund konnte diese Verdorrtheit nicht haben, da war ich mir sicher. Doch..was ist das ?
Ein relativ frisch niedergetrampelter Pfad..nein.. kein trampeln… als ob etwas über den Boden geschliffen wurde..oder jemand schwach ging.. mehrfach. Aber für mich unmöglich festzustellen, ob von oder zum Lager… ich beeilte mich. Die Strecke, für die ich vermutlich einen halben Tag benötigt hätte legte ich in 5 Stunden zurück..meine Lunge war nah am kollabieren..ich hörte Kampflärm… ging einfach nicht.. Atmen..ich musste atmen.. Meine Beine, das Kreuz… Dann war Stille. Ich bekam Angst.
Die letzten Reserven aus mir heraus prügelnd kam ich schlussendlich im Lager an und hörte mit blassem Gesicht, was passiert war und welch Kunde die Boten herantrugen. Ich wollte schreien..keine Luft in den Lungen. Nur unfassbare Wut auf diese aristokratischen (unleserliches Wort..zittrig) ..aber ich schwöre beim Feuer Sarephs, beim Feuer meiner Zunft…unsere Feinde werden brennen. In einem Feuer, das die Nachbarreiche erzittern lassen wird…