Manöverlager der Feuerlanze am 17.September 1223 nach Nevenburger Zeitrechnung

Darius
„Liebe ist das, was uns verbindet. Sie drückt sich in allem aus, was wir tun. Sie ist die bedingungslose Hingabe an das Leben und uns selbst. Sie ist die allumfassende Kraft. Liebe hat viele Gesichter, denn sie verkörpert Freude und Schmerz gleichermaßen. Sie ist mit keinem Wort zu beschreiben und doch findet jeder Worte dafür. Liebe ist eine schaffende und eine zerstörende Kraft. Egal, ob zu viel oder wenig, sie ist oft der Ausgangspunkt für viele Konflikte. Und sie lässt sich nicht kontrollieren, aber sie ist eine mächtige Waffe.
Marà heiliger Otter, kläre meinen Geist denn er ist zerrissen. Es ist früher Morgen und ich sitze hier in den Trümmern meiner Selbst und einer Welt die aus den Fugen geraten ist.
Die Luft ist feucht und die Schwüle der letzten Tage schlägt sich als Tau auf den Zelten nieder. Normalerweise sind es die schönsten Stunden des Tages, wenn alles schläft und ich in der Regel allein im Lager sitze, und die Stille genieße. Ja, es ist auch das Alter und die schmerzenden Knochen die mich aus der warmen Umarmung der Nacht treiben oder aus den armen eines geliebten Wesens.
Doch heute ist alles anderes. Ich warte nicht darauf das Bernard Weisbaum gut gelaunt aus der Küche tritt und mir wie so oft mit einem frechen Spruch auf den Lippen einen Becher schwarzen Goldes bringt. Stattdessen fürchte ich den Klang von Don Anselmos Fanfare der die Stille zerreißt und alle in eine Realität ruft die vor vier Tagen noch eine andere war. Eine Wirklichkeit in der selbst unser Koch zu Kette, Schwert und Schild greift um gegen die Konsequenzen anzukämpfen, die aus einer politisch motivierten Liebelei entstanden sind.
Doch trifft Acturus wirklich die Schuld, wie Brundall vermutete, oder war die Abkehr von der nekromantischen Strafe nicht längst überfällig. Wäre über kurz oder lang nicht sowieso ein Konflikt entstanden aus dem Neid der Elfen gegenüber den positiven Entwicklungen in Lauenbach und Viranes? Diese Fragen werden sicher nie beantwortet werden.
„Viranes brennt…. 133 Tote in der Fürstengarde…Rebhain ist gefallen“ die Worte zweier Boten die nach den Kämpfen der letzten Tage das zarte Pflänzchen Hoffnung, was in den Kameraden keimte, mit Stumpf und Stiel aus dem Boden gerissen haben.
Kämpfe gegen Dämonen aus Versam, einem Konflikt der zusätzliche zu den Üblen aus Hochstrom zu uns herübergeschwappt ist. Kämpfe gegen das Böse selbst, der Pervertierung des Landes und unserer Geister durch die Gottheiten des Chaos. Khorne, Tzeentch, Nurgle und Slaanesh. Namen, die der einfache Soldat nie gehört hat.
„Dank der Kircher der Sune und der Herrin von Kleist“, dass Sie es geschafft haben mit Ihrem Wesen, Ihrer Hingabe, Ihrem Glauben der Pervertierung in unserer Mitte Herr zu werden.
Ich hingegen Stähle mein Herz gegen den Konflikt in meinem Inneren. Warum habe ich diesen Splitter auf dem Fest der Drachen nur aus der Brust von Arcturus gerissen? Dieses widerliche schleimige Ding, dessen pulsieren ich jetzt noch auf meiner Haut spüre. Hätte ich doch nicht eingegriffen und Ihn elendig verrecken lassen. Vielleicht hätte uns dies vieles erspart. Bin ich durch mein Handeln etwa Mitschuld? Hätte der Tod eines einzelnen vielleicht all die Toten… Voller Agonie schlage ich die Hände vor die Augen. Die Formulierung, die sich in meinen Geist schleicht, ist so falsch, dass meine inneren Barrieren versuchen diesen Gedanken erst gar nicht zu zu lassen. Verdammt. Hätte der Untod vieler durch Nichthandeln verhindert werden können. Etwas lacht in mir und die Hand wandert zum Dolch an meiner Seite. Kann eine einzelne Tat die Welt wieder in Ihre Fugen heben? Kann das Vergehen einer weiteren Seele etwas ändern? Zwei mal habe ich diesen Mann schon aus dem Dreck gezogen und beides mal hat er mich mit einem Orden geehrt.
Voller Abscheu über mich selbst und mein Denken lasse ich die Waffe fahren und erhebe mich klappernd vom Boden. Die alte Rüstung, Freund vieler Schlachten bedeckt meinen Leib und erinnert mich an das, was zählt. „Pflicht“. Die Pflicht jetzt nicht zu wanken und den Hochstromer Horden entgegenzutreten um den Untod den wir durch unser Handeln in die Welt brachten zu vernichten und von ihrem Antlitz zu tilgen.
Aber da ist noch etwas, was wichtiger ist als die Pflicht. „Liebe“. Marà’s größte Gabe ist eine so starke Triebfeder, das Sie Berge versetzt und vielleicht sollten wir darüber nachdenken, ob nicht Sareph’s Zorn, ihre Leidenschaft und der Wille zur Rache unser Handeln in den nächsten Monden bestimmt sondern unseren Geist der sanften Göttin zuwenden um zu bewahren was uns wichtig ist.
Da Arvid uns verlassen wird um in Bärenfelde an Fäden zu ziehen, die hoffentlich ein Zünglein an der Waage in den kommenden Schlachten sein können obliegt es mir die Lanze zu führen. Mit Thorius an meiner Seite brennt eine so heiße Flamme neben mir, dass es um so wichtiger sein wird einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch mein Geist ist unruhig. Was ist mit Plauenstein? Keine Kunde ereilte uns von dort und auch wenn der vom Komtur befohlene Marsch auf Thalwingen uns durch die Baronie führen wird so fürchte ich um meine Heimat.
Mein Kopf hebt sich und mein Blick wandert nach Westen, den Pfad entlang auf dem vor gut einer halben Stunde die Umrisse zweier Menschen verschwanden, die mir mehr bedeuten als mein eigenes Leben. Eine Erkenntnis, die mich härter trifft als ich je erwartet hätte. Marà was machst du bloß mit mir. „Isabell und Marigold“ als Späher auszusenden, um uns voraus zu reiten mag rationell richtig gewesen sein, dennoch fürchte ich um Sie.
So stehe ich hier Weine um die Welt und das, was wir noch verlieren könnten als eine Fanfare die Stille zerreißt. Gut Darius, um es mit den Worten der Herrin Evelina zu Pfauenpforte zu sagen. Aufstehen und Krone richten.
Jetzt zählt nur noch die „Pflicht“.
Vey
…müde und kaputt wache ich in einem leeren Bett auf.
Lohars scheint schon aufgestanden zu sein, wo sonst ich diejenige bin, die zuerst aufwachte.
Aber nach den schrecklichen Ereignissen und den vielen neuen Dingen die ich gelernt und praktiziert hatte, war ich am Ende meiner Kräfte.
Ich brauchte dringend einen ruhigen Tag in einem der Tempel wieder.
Einen Tag in dem ich meine Nase ins Buch steckte, durch die Tempelgärten streifte voller Ruhe mich auf eine Bank setzte und meditiere.
Aber das gab es nun nicht mehr.
Die letzten Tage tat es gut früh aufzustehen und mir meine Zeit mit der Sonne und der Ruhe zu nehmen.
Ich musste auftanken um mich nicht selbst zu verlieren.
Es ist nicht leicht in eine bestehende Gruppe sich einzufinden.
Immer wieder merke ich das. Sie sind alle so miteinander verbunden. Sie lachen, sie umarmen sich, sie sind so vertraut miteinander. Sie teilen alles und dann bin da ich.
 Ich kann es verstehen, Elfen sind auf den Vormarsch, es ist eine angespannte Situation.
Ich selbst habe diese Anspannungen in ganz Hochstrom schon lange verfolgt.
Mein ganzes Leben war und ist eine Anspannung.
Sich immer verstecken zu müssen.
Sein wahres Gesicht nicht zeigen zu können.
Zu seiner Familie nicht wirklich dazu zu gehören. So zu tun als ob.
Es tut weh, niemals wahre Liebe erfahren zu haben. So etwas gibt es nicht. Die aller meisten Elfen sind kalt. Leistungsorientiert und arrogant. Da ist kein Platz für Liebe.
Ich habe meine Seite nun gewählt.
 Die Seite der Menschen die ich Wertschätze und doch gehöre ich auch hier nicht wirklich dazu.
Unser Tisch bleibt meistens leer an dem wir „Elfen“ unsere Mahlzeit essen. Höre die Stimmen der Dorfbewohner immer wieder hallend durch meine Ohren.
Sie sprechen leise am anderen Ende der Feuerhalle, aber laut genug für meine Ohren und das Wissen sie.
Wollen alle Elfen abstechen und auch den in der Schmiede, sagen sie.
Ich tue so als ob ich sie nicht höre und schreibe weiter in meinem Nozalenbuch.
 Zum Glück schreitet einer der Feuerlanzler ein und verteidigt uns.
Ich bin dankbar und doch bleibt die Angst, wie lange akzeptieren und tolerien sie uns hier noch ?
Gleichgültigkeit und Kälte macht sich in mir breit: Jeder der meinem Cousin oder mir etwas  antun möchte, soll verflucht sein. Kein Mitleid mit denen, die sterben. Kein Mitleid mit ihren Familien. Sollen sie doch wissen wie es ist allein zu sein…
Nein… hör auf so zu denken… so darf ich nicht denken… Das ist das Elfische Monster, was die anderen in den Hochstromern sehen… Das bist nicht du… komm wieder zu dir…
 _Mará meine Göttin es tut mir leid, vergib mir meine schädlichen Gedanken.
Ich fühle mich momentan so verloren.
Gehöre nirgends wirklich dazu und das frisst mich auf.
Dein Glaube hält mich, dein Glaube stärkt mich, der Glaube ist das was mich ruhig hält.
Deine Liebe umgibt mich in diesen Zeiten.
Ich weiß das dies erst der Anfang ist und es von jetzt an nur noch schlimmer werden kann.
Ein Krieg steht bevor und nur der Glaube und die Gemeinschaft miteinander wird uns weiter leben lassen.
Mará gib mir Kraft dass ich anderen die Kraft geben kann nicht aufzugeben.
Gib mir die Kraft für alle da zu sein, auch wenn ich vielleicht allein bin.
Gib mir Ruhe in Zeiten des Krieges und des Chaos, damit ich für andere ein Ruhepunkt sein kann, wenn ihre Welt auseinander bricht.
Meine Göttin, schenke mir Zuversicht, dass ich denen Hoffnung geben kann, die es nicht gewohnt sind sie zu verlieren. Die ich damit aufbauen kann, wenn alles verloren scheint.
Mará ich sehe dich und ich höre dich, ich möchte deine Botschaften weitertragen, wenn ich selbst keine Worte mehr finde.
Danke.
Im Namen der Zwillinge- zwei und doch eins…_
Ich stehe aus dem Bett auf und Strecke mich. Steige aus dem Zelt aus und packe meine Sachen…

Confotos

Fotograf: Anne