Brief des Komturs Arcturus Varus von Lauenbach an seinen Vorgesetzten, den Ersten Paladin Sir Wihelm von Silberhaven
~ Vertraulich ~
An seine Hochwürden
Sir Wilhelm von Silberhaven, Erster Paladin der Sareph Juno im Jahre 1222 nach Nevenburger Zeitrechnung
Hochwürdigste Eminenz,
geliebter Bruder,
während ich noch auf dein Antwortschreiben zum jüngsten Geschehen in Rebhan warte, möchte ich dir gerne verblüffende Neuerungen zu unserer vergangenen Paalthamash Reise berichten:
Der Held Tristan hat uns in den Schattenwald zur Hilfe gerufen, wobei ich leider am Ende der Reise in Erfahrung gebracht habe, dass die ansässige Magierin Thea seinen Namen missbraucht hat, um Abenteurer und Helden zu einem gegenwärtigen Problem anzulocken: Kultanhänger eines vernichteten Lichs wollten ihn wieder in unsere Welt zurückholen. Leider haben Sie bei ihrem magischen Firlefanz einige Sphärenrisse geöffnet, unter anderem in die Feuer-, Schatten und Alptraumebene. Die letzten Tage drehten sich im Wesentlichen darum diese Risse zu schließen. In diesem Vorhaben waren wir erfolgreich und zum ersten Mal hat sich das Regiment spürbar und nach außen wahrnehmbar als effiziente Gardisten Truppe präsentiert. In der Endschlacht hatte ich die Ehre in üblicher Manier die komplette rechte Flanke unter Janken von den Mondschwingen zu kommandieren – wie immer eine fruchtbare Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Interessanter sind andere Zusammenhänge, die ich dir in Stichpunkten berichten möchte:
Neben einigen Beförderungen, habe ich auch deinen rastlosen Knappen, Bruder Thorius, erneut befördert, und zwar in den Rang eines Korporals. Ich habe ihn einige Kommandoeinsätze führen lassen, und diese hat er zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Weiterhin muss ich aber berichten, dass ich kein Anzeichen dafür gesehen habe, dass er gezielt seiner Knappenstrafe nachkommt, die sich mit der Ehe zu Taliwell oder der missionarischen Aufgabe in Paalthamash bezieht. Hier empfehle ich dir präsenter auf ihn einzuwirken.
Sehr beunruhigend ist, dass Thorius Schwert bzw. Seraphim Ismael einmal vollständig von ihm Besitz ergriffen hat. Meinen Informationen nach war eigentlich der Handel mit Ismael, dass er vom Schwerte aus beobachten dürfte, aber nicht übernehmen dürfte – bis wir ihn zurückschicken würden. Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal an meinen Bericht zum letzten Manöver, hier hatte Ismael ebenfalls einmal die Kontrolle ergriffen – um mich wüst vor Publikum zu beleidigen wohlgemerkt.
Eine weitere Rangesänderung möchte ich dir auch nicht vorenthalten: Ich habe beschlossen Leutnant Darius von Plauenstein zum Weibel zu degradieren. Er hat entgegen meines wiederholt klar gerufenen Befehls sich aus der Schlachtreihe einzeln gelöst, im tobenden Kampf, um Sartarius, der sich bewusst allein in das Schlachtfeld begeben hat, zu retten. Ich konnte die anderen Gardisten in der Situation gerade noch bremsen, damit sich nicht die ganze Linienformation auflöste. Darius konnten wir verletzt nach dem Scharmützel bergen.
Er hat die Degradierung erst nicht angenommen und unsere Person sowie unser Regiment als ganzes mit Schimpf und Schande überzogen. Nach mehreren Vermittlungsversuchen und Gesprächen konnte ich Darius zur Einsicht bewegen: Er hat den neuen Rang angenommen. Seine Beleidigungen und Unhöflichkeiten ignoriere ich im Sinne der ritterlichen Tugend der Mäßigung, die ich meinen Knappen vorleben möchte. Außerdem freue ich mich, ihn als fähigen Plauensteiner wieder in führender Rolle im Regiment zu haben.
Wir steigern uns, mein lieber Bruder, denn nun komme ich zum pikantesten Punkt:
Totila von Eisenburg-Trausnitz ist im Einsatz gefallen. Zur Erinnerung, er ist nicht Teil der Militärhierarchie, sondern leistet einen Bußdienst gegenüber der Kriegshexengilde. Nachdem wir im Wald im Spurt einer verletzten Frau und Dallas zu Hilfe eilten, erhielten wir massiven Druck in einem stressigen Rückzugsgefecht. Dabei ginge Totila bewusstlos zu Boden und verblutete. Ich hatte dabei das Kommando und übernahm die volle Verantwortung dafür gegenüber meinen Männern und den werten Kriegshexen.
Ich schrieb gerade „übernahm“, weil der Totengott Paas Totila zu uns zurückschickte, und war mit einer diffizilen Aufgabe: Paas hat Totila mit einem vollständigen Seelenband an den Kriegshexen-Lehrling Yelena gebunden! Totila, kein Paladin – an Yelena, einen jungen Lehrling. Der Affront ist immens, und ich schaudere schon die Reaktion von Circe von Kleist dazu zu erfahren. Aber es geht noch weiter: Paas fordert, dass Yelena zeitig ein Seelenband über unsere Göttinnen mit einem Paladin oder Paladinknappen eingeht – das gegenwärtige Seelenband würde dabei erlischen. Ebenfalls pikant, weil Paas uns keine Zeit lässt, bis Yelena Meisterin ist oder die derzeitige Knappengeneration zum Paladin geweiht wurde. Ich hoffe du findest in deiner Weisheit hierfür einen praktikablen Weg Bruder, ich bin überfordert mit diesem überraschenden Szenario, so sehr ich mich über Totilas weitere Dienstzeit freue.
In brüderlicher Liebe, und
Im Namen der Zwillinge – Zwei und doch eins.
Dein Freund und Bruder
Arcturus Varus von Lauenbach
Erbgraf der Markgrafschaft Lauenbach des Koenigreichs Moris Luna,
Komtur von Rebhain, Kommandant des RegimentsFeuerlanze des Zwillingsordens
dritter Paladin der Sareph, Hochrichter des goldenen Avatars,
Erster Richter des souveränen Protektorates Schwanensee auf Siofra